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Wasser 3.0 – Besseres Wasser für besseres Leben

Mit Wasser 3.0 hat Dr. Katrin Schuhen, leidenschaftliche Chemikerin und Querdenkerin, ein völlig neues Lösungsmodell entwickelt. Edgar K. Geffroy hat sie zum Interview eingeladen…

Natur-, Klima- und Umweltthemen rücken immer mehr in unser Bewusstsein – und damit auch das Thema Wasserqualität. Wie lassen sich beispielsweise Mikroplastik und Schwermetalle aus Industrieabwässern entfernen? Wie kann Wasser von Arzneimittelrückständen befreit werden? Und wie kann die Verfügbarkeit von Wasser weltweit effektiv optimiert werden? Viele Probleme, eine ganzheitliche Lösung:

Mit Wasser 3.0 hat Dr. Katrin Schuhen, leidenschaftliche Chemikerin und Querdenkerin, ein völlig neues Lösungsmodell entwickelt. Edgar K. Geffroy hat sie zum Interview eingeladen.

Edgar K. Geffroy: Frau Dr. Schuhen, Sie sind 2012 mit Wasser 3.0 gestartet. Was hat damals den Aus- schlag für dieses Forschungsprojekt gegeben?

Dr. Katrin Schuhen: Wasserqualität ist wie Luftqualität ein globales Thema und damit eine große Herausforderung. Um diesen Herausforderungen zu begegnen braucht es praxistaugliche Lösungen, die überall auf der Welt einsetzbar sind. Mein Antrieb und mein Ansatz waren und sind stets Methoden und Verfahrenslösungen zu entwickeln, die ein individuelles Problem identifizieren, nachhaltig lösen und gleichzeitig Skalierbarkeit bieten.

Edgar K. Geffroy: Wasser 3.0 hat die Testphase erfolgreich bestanden und ist jetzt auf dem Weg in die praktische Anwendung. Was kann Wasser 3.0 leisten? Und wer kann davon profitieren?

Dr. Katrin Schuhen: Profitieren kann jeder, der belastetes Wasser von Schadstoffen befreien möchte.

Bestes Beispiel ist das Thema Industrieabwasser: Wenn dieses Wasser nicht mehr vom Wasserversorger oder sogar von Spezialunternehmen entsorgt werden muss, sondern mit Genehmigung der Überwachungsbehörden sauber in Flüsse geleitet wer- den darf, können auf Seiten der Industrie enorme Kosten eingespart werden. Schauen Sie nach Asien, wo Textilproduzenten ihre Abwässer zum Teil im- mer noch ungefiltert in Flüsse leiten, die oftmals als einzige Trinkwasserquelle der Bevölkerung dienen. Millionen von Menschen erhalten mit erhöhter Wasserqualität eine völlig neue Lebensqualität.

Edgar K. Geffroy: Für mich klingt das nach einer echten disruptiven Innovation. Wie aufwendig ist diese Methode? Können Sie einen typischen Anwendungs- fall beschreiben?

Dr. Katrin Schuhen: Dass wir kein aufwendiges Verfahren entwickelt haben, ist das Besondere an Wasser 3.0: Wir machen bestehende Systeme effizienter, widmen uns den Wasserqualitätsproblemen vom IST-Zustand her und beleuchten jeden Prozessschritt einzeln. Bei uns gibt es demnach auch nicht den typischen Anwendungsfall oder eine Pauschallösung. Wasser 3.0 ist ein Baustein-System. Jedes Industrieunternehmen, jede Kommune, jede Region, jedes Land hat ein ganz individuelles Was- ser- bzw. Abwasserproblem, das nach einer ebenso individuellen Lösung verlangt und diese wird mit Wasser 3.0 abgebildet. Wasser 3.0 kann hier eine Lö- sung sein – als sogenanntes Add-on zu bestehenden Prozessen, oder die Lösung, als Einzelanwendung.

Edgar K. Geffroy: Was umfasst das Konzept Wasser 3.0 im praktischen Anwendungsfall? Oder anders gefragt: Was bieten Sie im Einzelnen an, um die Wasserqualität zu verbessern?

Dr. Katrin Schuhen: Wir bieten nicht nur ein Höchstmaß an Detail- und Kontext-Analysekompetenzen, sondern verfügen auch über die material- und umweltwissenschaftliche und technologische Expertise, die zur Herstellung der erforderlichen Komponenten (Material, Anlage, Prozessanalytik) benötigt wird.

In der Praxis ergibt sich dann folgender Ablauf: Zu- erst analysiert ein Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren das Wasser vor Ort und identifiziert Verschmutzungsparameter und Stressoren. Wir finden dann in unseren Laboren die optimale material- wissenschaftliche Lösung und testen diese mithilfe von Pilotanlagen – und entwickeln im Anschluss auf Basis dieser Ergebnisse die ideal dimensionierte Anlage, die beim Kunden installiert wird.

Wir setzen dabei auf mobile Containermodule, damit wir im Bedarfsfall kostengünstig skalieren können und benötigen somit keine großen und kostenintensiven sowie langwierigen baulichen Maß- nahmen.

Edgar K. Geffroy: Noch einmal auf den Punkt gebracht: Was ist der Vorteil von Wasser 3.0 gegenüber den anderen Verfahren?

Dr. Katrin Schuhen: Wir können mit unserem Netz- werk und dem darin integrierten rethink-Konzept bei Wasser 3.0 von der Analytik bis zum sauberen Wasser alles aus einer Hand anbieten. Das bedeutet unterm Strich: maximale Effizienz zu einem moderaten Preis. Dank unserer Kompetenzen in den Bereichen Analyse und Polymerchemie können wir die unterschiedlichsten Schadstoffe identifizieren und aus dem Wasser entfernen, zum Beispiel Mikro- und Nanoplastik, Pestizide und medizinische Sub- stanzen – also all das, was herkömmliche Anlagen nicht filtern können. Wir verbinden natur- und um- weltwissenschaftliche Expertise mit technischem Knowhow und spezifischen Fachkompetenzen.

Edgar K. Geffroy: Wasser ist ein globales Thema, und in vielen Regionen ist nicht Kontamination, sondern Verfügbarkeit das größte Problem. Welche Hilfe kann Wasser 3.0 in diesem Segment bieten?

Dr. Katrin Schuhen: Alle industriellen Meerwasserentsalzungsanlagen kämpfen mit demselben Problem: Mikroplastik. Um eine Verklumpung in der Anlage zu verhindern, müssen Chemikalien zu- geführt werden, sogenannte Antiscalante, die wiederum einen Eingriff ins ökologische Gleichgewicht mit sich bringen. Wasser 3.0 kann den Problemen der Verblockung und der hohen Wartungsintensität der Anlagen mit Lösungen begegnen. Wir entfernen beispielsweise Mikroplastik vor der Entsalzung und können innerhalb dieses Prozesses auch den Salzgehalt bereits reduzieren.

Wasserverfügbarkeit hat aber auch viel mit sinnvoller Wassernutzung und einer gezielten Wasseraufbereitung und Kreislaufführung zu tun – Knappheit und Verschwendung passen nun einmal nicht zueinander. Da müssen wir gesellschaftlich und global- politisch noch eine ganze Menge lernen.

Edgar K. Geffroy: Seit sieben Jahren feilen Sie bereits an Wasser 3.0. Das schafft man nur mit der richtigen Mischung aus Hartnäckigkeit und Leidenschaft. Was war der Auslöser? Was ist Ihre Motivation?

Dr. Katrin Schuhen: Die Motivation und die Leidenschaft für eine Sache zu brennen und alles daran zu setzen, Ziele zu erreichen, ist die Voraussetzung, et- was zu schaffen, an das man glaubt, auch wenn viele gegen einen kämpfen oder Steine in den Weg legen. Dazu die Portion Ehrgeiz, wenn Wissenschaftskollegen ein neues Konzept von vorne herein als sinnlos titulieren, obwohl es noch nie jemand vorher ver- sucht hat. Und die ganz große Rolle des Teams, das von der ersten Sekunde an für das Projekt, die Forschung und die Aktionen gelebt hat.

Wenn man im Spannungsfeld von organischer und ökologischer Chemie universitär verortet wird und ganz oft im Leben den Satz gehört hat „Da ist Chemie drin, das kann nicht gut sein“, dann stellt sich die Frage wie man die Brücke bauen kann zwischen Umweltschutz und Chemie. Beides gehört zusammen, denn nur wenn der Chemiker weiß, was in der Umwelt passiert, können Prozesse nachhaltig umweltfreundlicher werden und Luft, Boden und Wasser demnach per sé sauberer sein.

Im Herzen bin ich Gamechanger, Chemikerin und Neudenkerin. Der Umweltschutz ist die übergeordnete Perspektive, die über allem steht und immer mitbetrachtet wird. Ich möchte mit meiner Herangehensweise und dem rethink-Konzept zeigen, dass nicht nur die Chemie, sondern auch noch viele andere Bereiche viele Potenziale haben, Dinge besser zu machen und Lebensqualität enorm zu steigern. rethink kombiniert Denken und Handeln.

Wasser 3.0 ist der beste Beweis dafür. Alleine ein Umdenken und Überdenken reicht nicht aus, wenn die Handlungsschnelligkeit bei der Umsetzung neu- er Technologien nicht gegeben ist. Wir haben aktuell national und international noch viel Luft nach oben. Meiner Meinung nach sollte es, wenn es innovative Ansätze und fundierte Lösungen gibt, die dazu auch noch wirtschaftlich sind, zügig in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ankommen und zeitig umgesetzt werden.